Team Volker
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Reiseberichte
Reisebericht Nr. 7 – Eine Woche Altai
Jetzt sind wir seit einer Woche im Altaigebirge. Nach dem langen Ritt von Belgorod bis hierher wollten wir das Gas raus nehmen, was hier auch sehr gut möglich ist. Es gibt so viel Natur zu entdecken, menschenleere Flußtäler zu erkunden und in den Dörfern und kleineren Städten kann man das Leben der Altaier kennen lernen.

Nachdem Mira und Krimo sich für entspannte Tage in einem Hotel entschieden haben, sind der Bayer Christian und ich los gefahren, um die umliegenden Täler zu erkunden.
Wir fahren zunächst den Chuysky-Trakt in Richtung Aktash. Beim Chuysky-Trakt handelt es sich um die asphaltierte Hauptstraße durch das Altai bis zur westlichen Grenze zur Mongolei. Die alte Handelsroute wurde bereits von Dschingis Khan für seine Feldzüge in Europa genutzt. Um ein wenig Abwechslung in die Teerfahrerei zu bekommen, zweigen wir von der Hauptroute auf den alten Passübergang des Chike-Taman-Passes ab. Die alte Passstraße wird offensichtlich nicht mehr sehr häufig befahren. Zumindest nicht mit Lkws, zugewachsene Stellen und hereinragende Äste machen den einen oder anderen Kratzer in Christians Truck. Der steinige Weg lässt sich aber ansonsten ohne Probleme befahren. Auch die Abfahrt ist nicht besonders schwierig.


Christians Kommentar: “Kann man fahren, muss man aber nicht.“
Auf der Passhöhe sehen wir am Fuß des Berges einen Weg in ein Seitental abzweigen. Da noch Zeit ist, wollen wir wissen wo er hinführt. Wir folgen einem Bachlauf ca. 10 km bis zu einem kleinen Bauernhof, ähnlich den Almen wie wir sie aus den Alpen kennen.
Auf der Rückfahrt suchen wir einen Übernachtungsplatz und finden ein Plätzchen direkt am Bach mit Blick auf die neue Passstraße. Wir nutzen die Zeit und das klare Bachwasser zur Großwäsche.

Am nächsten Tag fahren wir über die neue Passstraße zurück, da wir nach Tyungur wollen. Der Ort ist der Ausgangspunkt für Bergsteiger die den 4458 m hohen Belukha an der Grenze zu Kasachstan besteigen wollen. Fast 250 km windet sich die Straße vom Chuysky-Trakt bis Tyungur. Wir nehmen uns 2 Tage dafür Zeit. Die Straße führt durch herrliche weite Hochtäler. Hier laufen die Kühe in einer Seelenruhe über die Straße und die meisten Autofahrer warten auch geduldig bis sie weg sind. Manchmal saugen auch die Kälber direkt auf der Straße und lassen sich nicht stören. Neben Kuhherden sind auch zahllose frei laufende Pferde- und Schafherden unterwegs. Am zweiten Tag machen wir in Ust Koksa Mittagspause. Wir schlendern über einen kleinen Markt, kaufen Gemüse für den Abend und essen ein leckeres Schaschlik in einem kleinen Kaffee.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Tyungur. Christian macht es sich am Fluß Katun gemütlich, ich will noch die Bergsteigercamps sehen.
Auf dem Rückweg sehe ich einen Wegweiser „Inja 55 km“. Hmm, eigentlich glaubten wir, dass es hier nicht mehr weiter geht. Inja ist ein Ort am Chuysky-Trakt. Ich erzähle es Christian und wir beschließen es „mal zu versuchen“. Dass wir an diesem Tag noch mächtig ins Schwitzen kommen, hätten wir nicht gedacht. Der Weg windet sich entlang dem Katun. Nicht sehr breit, stellenweise etwas schlammig aber zunächst gut zu fahren. Ich dachte mir: „So kann es weiter gehen.“ Uns kam ein Sprinter mit deutschem Kennzeichen entgegen. Eine Familie, die hier lebt. Ich fragte, ob die Piste befahrbar ist. Er: „Ja, in ca. 1 km kommt eine Brücke. Die kann man mit dem T5 fahren, für den Lkw gibt es eine Umfahrung durch den Bach. Dann ist es kein Problem.“ Okay, dann weiter. Die Brücke war etwas wackelig und mit dem Lkw tatsächlich nicht befahrbar. Die Umfahrung ging steil nach unten durch den Bach und noch steiler wieder nach oben. Christian der alte Offroader hat sich die Umfahrung angeschaut und meinte nur: „Müsste machbar sein, ich probier’s.“ Respekt, der Bayer und sein Hodalump, die machen das. Sie haben es geschafft. Fahrerische Meisterleistung! Ich schwitzte schon vom zuschauen und Christian schwitzte ein bisschen mehr vom Fahren.
Wir fahren noch ein paar Kilometer und schlagen unser Lager am Katun auf. Ich bade noch im kalten Fluß und nachts genießen wir die Stille der Natur und das Rauschen des Flusses.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Nach 5 km kommt eine Bachdurchfahrt. Diesmal ohne Brücke. Für Christian kein Problem er war bereits durch, aber für mich könnte es etwas zu tief werden. Aber: Der Weg ist das Ziel. Also werde ich es angehen. Wir werden Onkel Gustav an den Lkw hängen und bei Bedarf zieht mich Christian dann einfach weiter durch den knietiefen Bach, so unser Plan. Ein Russe zeigt mir wo ich fahren muss und hilft mir noch Steine in die tiefsten Stellen zu legen. Let’s go, doch halt, in dem Moment als ich losfahren wollte, kommt ein Einheimischer und erklärte uns, dass eine Weiterfahrt nach Inja zum Chuysky-Trakt nicht möglich ist. „Noch 4 km dann kommt man nur noch mit dem Rad, auf dem Pferd oder zu Fuß weiter“, erklärte er uns auf Englisch. Also lohnt es sich nicht irgendein Risiko einzugehen, wir drehen um. Christian nur: “Schade, ich hätte dich da gerne durchgezogen. Jetzt muss ich nochmal die Brücke umfahren.“ Wie zu erwarten, meisterte er die Umfahrung bravourös. Wir rollten also das Tal wieder raus und hielten in Ust Koksa erneut, um zu testen, ob das Schaschlik so lecker ist wie am Vortag. Die Fahrzeuge stellten wir direkt vor dem Cafe ab. Wir sahen wie eine junge Frau Bilder von Christians Lkw macht. Sie kommt anschließend in das Kaffee und spricht uns auf Englisch an. Ihr Begleiter kommt dazu. Dascha erzählt uns, dass sie aus Vladiwostok ist und Dmitri aus Krasnoyarsk. Sie sind hier um eine Trekking-Tour durchs Altai zu machen. Wir plaudern fast eine Stunde und tauschen dann die Telefonnummern aus. Beide laden uns in ihre Heimatstädte ein. In Vladiwostok würde sie für uns eine Kanufahrt auf dem Pazifik organisieren. Tolle Leute und Kanufahren auf dem Pazifik macht auch nicht jeder. Zur Feier des Tages hole ich mir noch den ersten schleichenden Plattfuß. Zu unserem Lagerplatz ist es nicht mehr weit und ich kann den Reifen gemütlich am Abend wechseln.
Nach zwei tollen Tagen rollen wir wieder Richtung Hauptstraße. Da das Radfahren die letzten Tage mal wieder zu kurz kam, fahren wir mit den Bikes in ein Seitental und umrunden dort einen kleinen See.
Zum Abendessen besuchen uns dann noch die Benutzer des Grundstücks und wollen mit uns anstoßen. Tierisch komisch.
Tuyekta, 17.07.2021
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Reisebericht Nr. 6 – Tour durch die Taiga
Nach der Fahrt über den Ural am Sonntag, sind wir nun im asiatischen Teil von Russland. Wir sind also in Sibirien. Nach einigen Fahrtagen, an denen wir ordentlich Kilometer geschrubbt haben, stand heute ein Ruhetag an. Die Lkw’s haben ihr Lager an einem See am Rande der Stadt Tyukalinsk aufgeschlagen. Da es für uns Kleinen wegen der fehlenden „Hygieneeinrichtungen“ nicht ganz so geschickt ist, haben wir gestern einen Stellplatz außerhalb gesucht. Bei der Suche nach einem geeigneten Ort sind Simon und ich bereits durch das Hinterland gefahren. Teilweise verlassene Ortschaften und endlose Sandpisten machten Appetit auf mehr.
Beim Outdoor-Abendessen haben wir beschlossen, den Ruhetag zu einer größeren Ausfahrt abseits der Hauptrouten zu nutzen. Auch so kann man einen Ruhetag verbringen.

Gleich in der Frühe plagten uns Schwärme von Bremsen, so dass wir Hals über Kopf den Schlafplatz verließen. Auch auf der Fahrt waren sie unsere ständigen Begleiter.

Das Gebiet, durch welches wir fuhren, war geprägt von vielen kleineren Seen, Sumpfgebieten, weiten Weideflächen und zerfallenen und verlassenen Ortschaften. Auffällig waren die vielen zerfallenen und aufgegebene landwirtschaftlichen Betriebe. Wir fragten uns, warum das so ist. Die Böden sind fruchtbar und Weidefläche steht ausreichend zur Verfügung. Naja, wird seine Gründe haben, wir sind ja schließlich keine Agrarier. Aber interessant wäre es schon.

Wir sind mehr als 150 km über Schotterpisten, Graswege und tolle Sandpisten gefahren. Hat mächtig Spaß gemacht und vor allem haben wir das richtige Sibirien gesehen, nicht nur links und rechts der Hauptstraßen.
Da Bilder mehr sagen als mein Geschreibse, noch ein paar Eindrücke:
Tyukalinsk, 07.07.2021
******************************************************************************************************************************Reisebericht Nr. 5 – Alle sagten das geht nicht, dann kamen fünf Verrückte und haben es einfach gemacht.

In den letzten Tagen in der Ukraine hörten wir fast nur: „Die Einreise in die Russische Föderation ist unmöglich“. Wir warteten in Kharkiv auf die Information der Agentur. Dann, heute vor einer Woche, die Nachricht der Agentur, wir stehen auf der Liste und können einreisen. Also dann, mit Hilfe von Natascha und Anderej schnell noch alles organisieren. Am Sonntag haben wir den PCR-Test gemacht und am Nachmittag kam auch schon das „negative“ Ergebnis. Wir haben entschieden, gleich am Montag den Grenzübertritt zu starten.
Um ein bisschen was für meine Fitness zu tun und um mich abzulenken, bin ich am Nachmittag noch eine Runde joggen gegangen. Auf dem Rückweg kam ich ziemlich verschwitzt an einem Friseursalon vorbei, der offen hatte (ja, am Sonntag!). Da meine Wolle auf dem Kopf seit unserer Abfahrt in Hall einiges zugelegt hat und ich den Rasierapparatkünsten von Christian nicht traue, habe ich die Chance genutzt. Ich rein. Eine nette Dame begrüßte mich. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich gerne in einer Stunde zum Haare schneiden kommen würde. Sie auf ukrainisch: „Nein, gleich.“ Ich, wild gestikulierend: „Nein,ich stinke, bin verschwitzt und habe no money dabei. Ich muss erst duschen.“ Darauf machte sie den Vorschlag “Haare waschen, money later.“ Also gut, zwar etwas unwohl, aber dann doch überzeugt, hat sie mir die Harre gewaschen und geschnitten. Sie heißt (auch) Natascha und war echt lieb. Mira hat mir noch ein Geschenk von Hall mitgegeben und sie hat sich glaub richtig gefreut.
Also am nächsten Morgen, frisch gestylt an die Grenze. Unsere „Grenzerfahrungen“ haben die anderen Team’s ja bereits ausführlich beschrieben. Ich habe es glaub erst realisiert, als wir an der Tanke standen und Simon neben mir, für seine Verhältnisse, richtig aus dem Häuschen war. Tatsächlich:
Welcome to Russia
Jetzt sind wir also seit fünf Tagen in Russland. Ich muss mich erst noch auf die Weite des Landes einstellen. Nach dem Grenzübertritt dachte ich, „naja, wie die Hohenloher Ebene, nur etwas größer“. Gestern und heute kommt es mir vor, wie wenn ich in Waldenburg Richtung Norden schaue und erst bei Heilbronn das nächste Dorf oder die nächste Stadt sehe. Es ist alles so unglaublich weit.

Die Begegnungen mit wahnsinnig hilfsbereiten und lieben Menschen machen eine Reise erst zu etwas Unvergesslichem. In den ersten Tagen in Russland hatten wir schon so viele davon. Am ersten Abend kam Andreas zu uns an den Tisch im Hotelrestaurant: „Hallo ich bin Andreas, kann ich euch helfen?“ Und wie er uns geholfen hat. Am nächsten Tag stand er um 10:00 Uhr vor dem Hotel und fuhr mit uns in die Stadt. Datenkarte besorgen, Geld ziehen und dann zeigte er uns noch sein Belgorod, wörtlich übersetzt die weiße Stadt. Anschließend fuhr er mit uns noch zum Essen. Für ihn alles „kein Problem.“ Zum Abschied gab er uns noch seine Handynummer. Wir dürfen ihn immer anrufen, wenn wir Probleme haben, egal zu welcher Uhrzeit. Unglaublich, ich hoffe er kommt irgendwann mal nach Deutschland und ich kann ihm nur ein wenig von seiner Hilfsbereitschaft zurückgeben.


Am ersten Abend war es nicht nur Andreas der uns in Russland herzlich begrüßte. Simon und ich feierten nach dem Abendessen unsere Ankunft nach guter alter russischer Tradition. Am Nebentisch saß eine Gruppe, die augenscheinlich eine kleine private Feier hatten. Es spielte ein Alleinunterhalter und es wurde getanzt. Ein junger Mann erzählte uns, dass er in Mexiko arbeitet und gerade seine Mutter besucht. Für sie gibt er ein kleines Fest mit Freunden und der Familie. Gegen später waren wir dann mittendrin. Wir tanzten mit und der Musiker spielte auf Simons Wunsch noch ein Lied. Leicht beschwingt und glücklich so tolle Leute getroffen zu haben, machten wir uns dann auf den Weg in die Zimmer.
Nicht zu vergessen den Direktor der Ölmühle mit seinem Meister. Nach unserem ersten Fahrtag haben wir einen Stellplatz in der Nähe einer Ölmühle gefunden. Irgendwann fuhr ein Auto her und zwei Männer stiegen aus. Sie erklärten uns, dass der Platz zur Mühle gehört und fragten was wir hier machen und wo wir hin wollen. Wieder einmal mit Händen und Füßen erklärte Simon ihnen: „Expedition to Mongolia, sleeping hier bis morgen früh.“ Damit war das Eis gebrochen, der Direktor lud mich und Simon in seinen Lexus ein und fuhr mit uns in die Fabrik. Dort führte er uns sichtlich stolz durch die Abfüllanlagen und das Lager, lies 4 Karton Sonnenblumenöl in seinen Wagen laden und fuhr uns wieder zum Schlafplatz. Er besichtigte noch die Lkw’s und schenkte uns zum Abschied die vier Karton Sonnenblumenöl.
Die ersten Tage in Russland waren beeindruckend. Wir waren am Denkmal des Kosmonauten Jury Gagarin, der vor 60 Jahren als erster Mensch die Erde umrundet hat. Christian und ich sind an der Wolga Rad gefahren und ich habe auch gleich den russischen Asphalt getestet.
Dazu im nächsten Bericht mehr.
Sukhodol, 02.07.2021

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Reisebericht Nr. 4 – die Ukraine
Jetzt sind wir drei Wochen in der Ukraine. Auch hier gilt das selbe wie in Polen: Eine Reise hierher lohnt sich.
Die pulsierende Stadt Lemberg, die (leider verregneten) Wälder in den Karpaten und die fast leeren Strände am Schwarzen Meer. Aber auch die Menschen, die einem, wenn nötig, immer weiter helfen. Selbst wenn man ihnen sagt dass man kein ukrainisch versteht, reden sie munter weiter, auch ein wiederholtes Achselzucken hält sie in ihrem Redefluss nicht auf. Es sind die Begegnungen, die eine Reise für einen selbst so wertvoll machen. Stefan der „housekeeper“ vom Hotel am Schwarzen Meer, ein Ehepaar, welches einem bei einem Gläschen Wein das Leben und die Lage in der Ukraine erläutert, Katja die Stadtführerin in Kiew, die für unsere Weiterreise so wichtig ist, Natalja und Tanja von Würth Ukraine, all diese Menschen bleiben in Erinnerung.
Nachdem wir uns von den Stränden des Schwarzen Meeres verabschiedet haben, ging es Richtung Kiew. Auf dem Weg liegt das Raketenmuseum bei Pobuz’ke. Dort kann man eine ehemalige Abschussanlage für Langstreckenraketen besichtigen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden die Militärstützpunkte einfach zurück gelassen. Außer den Atomsprengköpfen ist augenscheinlich noch alles da und auch technisch noch sehr gut erhalten. Wir besichtigten die Schlafräume und den Kommandostand von dem aus 2 Offiziere die Raketen in Richtung Westeuropa gestartet hätten. Auch hier erklärte uns Oleg auf „ukrainisch-denglisch-gestenreich“ wie alles funktioniert hat. Wir haben es auch verstanden. Ich war von der Technik aus den 1970er Jahren beeindruckt.
Für uns war auch klar, dass wir Tschernobyl sehen wollen. Nach sightseeing in Kiew stand die Tages-Tour in die rund 100 km nördlich von Kiew liegende Stadt und dem Atomreaktor der Katastrophe vom 26.April 1986 auf dem Programm. Für mich besonders emotional war der Besuch des Denkmals für die Feuerwehrmänner, die als erstes am Unglücksreaktor waren. Ehrlich gesagt, musste ich Tränen unterdrücken, der Künstler hat den Gesichtsausdruck der Kollegen so realistisch dargestellt, dass ihre Verzweiflung und Angst beim Betrachten für mich sofort spürbar war. Ich hoffe für mich und alle meine Kolleginnen und Kollegen, nie in eine nur ansatzweise ähnlich aussichtslose Lage zu kommen. Mir gingen den ganzen Tag noch viele Gedanken zu unserem Beruf und Hobby durch den Kopf.
Jetzt stehen die Vorbereitungen für die Einreise nach Russland auf dem Programm. Wir warten auf unsere Visa, die zu Christian gesendet wurden. Krimo hat Probleme mit seinem Kalemo (Lkw), die er auch hier noch lösen muss.
Und was macht das Radfahren? Mein favorisiertes Radland ist die Ukraine aktuell nicht. In den Karpaten hat mir der ständige Regen einen Strich durch meine Radpläne gemacht. Nur eine kleine Runde abends in Bukovel. Um wenigstens ein paar Höhenmeter zu bekommen, bin ich die Skipiste hoch gefahren. Am Schwarzen Meer dann eine längere Tour, die aber nicht wirklich Spaß gemacht hat. Abseits der Straßen bin ich schnell in den „ukrainischen Baaz“ gekommen. Eine Erde, die durch den Regen klebt wie Patex. Auf den Straßen wird relativ schnell gefahren und knapp überholt. In den Ortschaften verfolgten mich immer wieder wild kläffende Hunde, was ganz schön nervte. An unserem Campground vor Pobuz’ke freute ich mich auf eine richtige Mountainbike-Tour. Zuerst radelte ich entlang dem Fluß, ein wenig Mounty-feeling kam auf. Nachdem es nicht mehr weiter ging, fuhr ich durch den Wald den Berg hoch, auch noch schön. Dann wieder: Ukrainischer Baaz. Zuerst dachte ich, dass es sicher bald aufhören wird, aber nach zwei Kilometer habe ich aufgegeben. Durch die ganze Sch…. wieder zurück. Erstaunlich, dass die Schaltung unter viel Knarzen und Lärm trotzdem ihren Dienst verrichtet hat. Anschließend blieb nur die Radwäsche im Fluß.


Rad-Fazit für mich: 200 km in der Ukraine haben gereicht.
Kiew, 18.06.2021
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Reisebericht 3 – Radfahren und Mountainbiken in Polen
„Vorurteile sind doch etwas wunderbares – gelebte Erfahrungen, von anderen.“ (Josef Hader, Kabarettist)


Mit diesen gelebten Erfahrungen anderer kamen wir nach Polen. Was soll ich sagen: Sie stimmen nicht. Unser großes Nachbarland im Osten, immerhin ist die gemeinsame Grenze länger als die Grenze zu Frankreich, ist wunderschön und in vielen Bereichen viel weiter als wir uns vorgestellt haben. Richtig, richtig schön.
Das Biken in Polen ist gefühlt noch nicht so populär wie bei uns. Das Tolle für mich „Bio-Biker“: Es gibt so gut wie keine E-Bikes. Laut der Internetseite der „Polish Tourism Organisation“ trägt vor allem ein Bewusstseinswandel in Polen zur Verbesserung der Bedingungen für Radler bei: Radfahren ist wieder populär geworden. Galt Radeln früher als Fortbewegungsart für Menschen, die sich kein Auto leisten können, so ist es jetzt schick geworden, sich auf zwei Rädern zu bewegen.
Eigentlich habe ich mir vorgenommen rund 500 km in Polen zu biken. Leider war das Wetter nicht immer so gut. Immer wieder ergiebiger Regen. Auch der längere Aufenthalt in Krakau bedeutete eine Pause für mein Mounty. So wurden es nur 420 km. Mit Christian habe ich die Gegend um unsere Lagerplätze erkundet. Wir fuhren immer wieder durch kleinere Dörfer, über bolzengerade Straßen gegen den Wind und durch endlos scheinende Wälder.

Was auffiel, die Polen sind zwar sehr zügige und sportliche Autofahrer, aber rücksichtsvoll gegenüber Radlern und Fußgängern. Kein Hupkonzert und wildes Gestikulieren wenn wir mal nebeneinander auf der Landstraße fuhren und beim Überholen genügend Abstand. Wir sind immer wieder auf gut ausgeschilderte Radwege gestoßen. Die meiste Zeit begleitete uns der Fernradweg „Green Velo“, der ab der polnischen Ostsee die ostpolnische Grenze entlang bis Premysl verläuft. Auch unsere Route mit den Autos. An die 2.000 Kilometer zieht sich der Weg tief in den Südosten bis an die Grenze zur Ukraine, an Weißrussland entlang und führt bis Elbling im Ermland. Die längste Radroute Polens führt zu Sehenswürdigkeiten, die sich auch links und rechts des Wegs befinden, Nationalparks und Naturschutzgebieten. Entlang der Strecke sind flächendeckend Rastplätze mit Picknicktischen und -bänken zum Verweilen angelegt, einige auch mit sanitären Anlagen und Campingmöglichkeiten. Der Fernradweg ist sicher für eine längere Radreise sehr interessant. Er bietet neben Pensionen und Hotels auch genügend Möglichkeiten zum wild-campen und ist erstaunlich gut ausgeschildert. Unter greenvelo.pl ist alles auch auf deutsch sehr gut beschrieben.
Was mir ein bisschen gefehlt hat, sind die Berge. Es ist zwar in manchen Regionen Ostpolens etwas hügelig, aber mehr auch nicht. Hier sind die Karpaten und die hohe Tatra im Süden sicher ein anderes Kaliber, aber dafür hat uns leider die Zeit nicht mehr gereicht. Das werde ich aber hoffentlich später nochmal „erradeln“. Die Wälder und Nationalparks laden aber zum Mountainbiken ein. Wenn man ein wenig die Augen offen hält, finden sich auch Trails abseits der Forstwege.
Bild rechts: Das orangene Logo ziert eine Fahrradkette mit fünf Gliedern.


Fazit: Polen bietet sehr viel für Fahrradfahrer. Es entstehen überall neue Radwege. Mit dem Rad kann man Land und Leute sehr gut kennen lernen. In den Mittelgebirgen der hohen Tatra und den Waldkarpaten im Dreiländereck Polen/Slowakei/Ukraine gibt es sicherlich unzählige Trails zum Mountainbiken – da muss ich noch hin.
Zamosc, 24.05.2021
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Reisebericht 2 – Reisen anders als gewohnt
Nun sind wir schon ein paar Tage in Polen unterwegs. Meine Vorsätze mit dem biken konnte ich bis jetzt ganz gut umsetzen. War fast jeden Tag auf dem Rad. Aber an diese, für mich, neue Art des Reisens muss ich mich erst noch gewöhnen: Die „Welt“ muss nicht in drei Wochen erkundet werden. Das heißt, das Ganze ist völlig entschleunigt. 150 km am Tag? „Ist das nicht ein bisschen wenig“, dachte ich mir. Spätestens um 16:00 Uhr den Stellplatz erreicht haben! „Da ist ja noch der halbe Tag übrig“, ging es mir durch den Kopf.
Aber: Es stimmt! Wir haben noch einige Tage vor uns und bei dieser Langsamkeit hat man wirklich richtig Zeit um alles zu erkunden und letztendlich auch kennenzulernen: Die Mitreisenden, die Landschaft, Land und Leute. Einfach toll.
Wie sieht so ein (fast perfekter) Reisetag aus: Gestern nach einer Nacht auf einer Wiese hinter dem örtlichen Friedhof in Firlej ging es für 200 km „on the road“, nach Zamosc, die Partnerstadt von Schwäbisch Hall. Die wunderschöne Altstadt mit dem prachtvollen Marktplatz hat uns umgehauen. Wow, nicht umsonst wird Zamosc das „Padua des Nordens“ genannt. In einer Seitenstraße haben Simon und ich einen Kaffee to-go getrunken. Mit der Bedienung haben wir über den Tourismus in der Stadt gesprochen. Sie erzählte uns, dass sonst um diese Jahreszeit die Stadt bereits voller Touristen aus aller Welt ist. Vielleicht haben wir ja Glück und könne so die Schönheit der Stadt fast alleine genießen.


Zamosc soll in ein paar Tagen nochmal unser Ziel sein. Hier haben wir dank der guten Verbindungen mit Schwäbisch Hall eine Adresse, an die wir uns so manche Ersatzteile und Unterlagen schicken lassen können.
Bevor wir weitergefahren sind, haben wir noch unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Berufsfeuerwehr besucht. Sie haben uns ihre Fahrzeuge und Ausrüstung vorgestellt. Die neueste Technik wurde uns vorgestellt. Die Feuerwehrleute versehen hier ihren Dienst im 24/48 Schichtbetrieb.
Supernette Menschen haben uns auch hier herzlich willkommen geheißen. Zum Schluss konnten wir uns noch die Frischwasservorräte auffüllen.
Anschließend ging es zum einkaufen und dann zum Stellplatz für die Nacht an einem Stausee außerhalb der Stadt. Ich habe das schöne Wetter zum biken genutzt.
Nach den vielen Flachetappen der letzten Tage, war es endlich ein wenig hügeliger. Anstrengend war es allemal, wenn es nicht bergauf ging, hat ein ordentlicher Gegenwind geblasen. Nach zwei Stunden war ich wieder im Camp, wo schon alle beim Abendessen waren, also gerade rechtzeitig. Nach dem Essen noch kurz Lagebesprechung für den nächsten Tag, duschen und dann ab in die Falle.
Also ich sag euch: Was will man mehr!
Sanok, 11.05.2021


Reisebericht 1 – Volker
Team Volker, das bin ich und mein T5 „Onkel Gustav“. Onkel Gustav ist Baujahr 2015, also noch gar nicht soo alt für einen Onkel. In seinen ersten drei Lebensjahren war er ein Transporter bei einem Servicetechniker. Danach wurde er von mir selbst zu meinem Alltags-Reise-Fahrradtour-Mobil ausgebaut.
Ich, Volker, bin dagegen schon ein paar Jahre älter. Immerhin darf ich schon seit 35 Jahren ohne Begleitung Auto fahren. Der T5 ist nicht mein erster Bus. Kurzzeitig hatte ich mal einen T2 zu Transportzwecken. Er wurde dann aber wieder schnell verkauft. Dieses Schicksal soll Onkel Gustav nicht ereilen. Ich hoffe wir beide kommen wieder heile von unserer ersten großen Expedition zurück.
Mein „Doc“ Simon hat mich in 2019 gefragt, ob ich mit ihm und dem Bayer Christian eine Asienreise machen würde. Bis in die Mongolei soll es gehen. Ja klar, da bin ich dabei. Die Antwort kam schnell von mir, ohne darüber nachzudenken was im Vorfeld alles dranhängt. Wie bekommt man ein halbes Jahr frei? Was muss am Auto alles gemacht werden? Wie finanziert man eine so lange Reise? Halte ich das überhaupt durch? Dank eines tollen Arbeitgebers war die Frage der „Auszeit“ kein größeres Problem und den Rest habe ich hoffentlich auch auf die Reihe bekommen. Aber wie immer bei mir, alles auf den letzten Drücker. Naja, wird schon schiefgehen.

Jetzt sind wir seit einer Woche unterwegs. Polen!? Als Reiseland hatte ich unseren östlichen Nachbarn nie auf dem Schirm. Aber es lohnt sich.
Schönes Land, nette Leute und Wälder die diesen Namen auch verdienen. Ursprünglich, vielfältig und für mich so unendlich. Hier macht das Biken Spaß.
Ach ja, apropos biken. Ursprünglich war mein großes Ziel den Pamir Highway mit dem Fahrrad zu fahren. Wahninnige Vorstellung auf über 4600 m die Passhöhe zu überqueren. Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht, der Pamir ist vermutlich gestrichen.
Daher habe ich mein Reiserad zuhause gelassen und das Mounty im Bus verstaut.


Ich will nun einfach so oft wie möglich um unsere Rastplätze herum radeln. Mit Christian habe ich auch einen Mitradler.
Die ersten Touren in Polen waren richtig schön. Es gibt sogar auf den Landstraßen extra Schilder für uns Biker.
Hier im Bialoweski-Nationalpark gibt es schöne Runden durch die Wälder und die kleinen Ortschaften. Bin gespannt wie es auf der weiteren Runde durch Polen wird.